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Wird die Zeit umgestellt, passieren mehr Unfälle

Bericht aus dem Höchster Kreisblatt vom 28.3.1998
Von Thomas Pfaffe

Hamburg. Von diesem Sonntag an gehen die Uhren wieder anders. Um zwei Uhr morgens beginnt die diesjährige Sommerzeit. Doch die Umstellung bringt viele Menschen in Gefahr. Laut Statistik sterben an den ersten Tagen, nachdem der Zeiger von zwei auf drei Uhr vorgedreht wurde, gut sechs Prozent mehr Menschen bei Unfällen als sonst.
Grund ist nach Ansicht von Experten die innere Uhr des Menschen. Diese kann sich nicht so schnell auf die "gestohlene" Stunde einstellen. "Die innere Uhr ist wie ein Dirigent eines großen Orchesters - sie muß die verschiedenen Untersysteme des Organismus im Takt halten", stellt Jürgen Zulley vom Vorstand der europäischen Gesellschaft für Schlafforschung dazu fest.
Vorsicht ist also besonders am kommenden Montag morgen geboten. "Die Leute fahren zur Arbeit, wenn die innere Uhr noch nicht auf ‘wach’ geschaltet hat", sagt Zulley. Auch einige ältere Menschen litten unter der Zeitumstellung. "Die Jüngeren passen sich besser an". Der Organismus brauche etwa einen Tag, um sich auf die nach vorne verschobene Stunde zu gewöhnen. Daher sei es ratsam, die Uhr schon in der
Nacht von Freitag auf Samstag vorzustellen oder bereits am Sonntag eine Stunde früher aufzustehen. "Wir können auch auf gutes Wetter hoffen. Die innere Uhr braucht Tageslicht als Reiz".
Immerhin rund 30 Prozent der Deutschen freuen sich über die Sommerzeit, in der die Tage scheinbar länger werden. Der Hälfte ist die Umstellung egal. Der Rest gab bei Umfragen der Wickert-Institute aus Bayern an, eher Probleme mit dem Zeitsprung zu haben. Zudem stiftet die Sommerzeit Verwirrung. Viele wissen nicht, ob die Uhr vor- oder zurückgestellt werden muß. Rund 28 Prozent wollten die Zeiger am Wochenende in die falsche Richtung drehen, ergab die Umfrage.
Diese Probleme kennt Hans Joachim Dörner nicht. Der 68jährige Architekt aus Niederkassel bei Bonn steht mit der Sonne auf und weigert sich, die Uhren in seinem Haus vorzustellen. Dörner ist Vorsitzender der "Vereinigung der Sommerzeitgegner". "Durch die Umstellung kommt das ganze System durcheinander", klagt Dörner.
Betroffen seien besonders Menschen, die zu bestimmten Zeiten Medikamente nehmen müßten, ältere Mitbürger aber auch Schulkinder. Regelmäßig schreibt Dörner mit Hilfe seiner rund 300 Vereinsmitglieder an den Bonner Petitionsausschluß.
"Bisher habe ich immer vernichtende Antworten bekommen, aber ich lasse mich nicht beirren, sagt er.
Einwände, daß auch Tiere stark unter der Zeitumstellung leiden würden, sind nach Ansicht des Deutschen Bauernverbandes kaum begründet. Rinder und Schweine hätten mit den veränderten Fütterzeiten kaum Probleme, sagt Bernhard Lütke-Entrup. Nur die Milchkühe bräuchten einen festen Rhythmus. "Die haben es gerne nach einem festen Melkplan". Die Landwirte würden die innere Uhr der Kühe aber überlisten, indem sie die verlorene Stunde auf drei bis vier Tage ausdehnten.
Am 25. Oktober endet die Sommerzeit, und das liebe Vieh muß sich dann wieder an andere Melkzeiten gewöhnen. Dabei dürften die gesetzlichen Vergaben aus Bonn dem empfindlichen Eutern wenig helfen. Sie nützen lediglich den der "zusätzlichen" Zeit geborenen Kindern bei der exakten Angabe ihrer Geburtsstunde: Im Bundesgesetzblatt, Jahrgang 1997, heißt es dazu: "Im Zeitpunkt des Endes der Sommerzeit wird die Stundenauszählung um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt. Bei dieser doppelt erscheinenden Stunde von 2 Uhr bis 3 Uhr wird jeweils die erste Stunde 2A und die zweite Stunde 2B bezeichnet.

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